GRÜNE lehnen geplantes „Sondergebiet Einzelhandel“ im Landschaftsschutzgebiet Rückersdorf ab
Die Fraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Gemeinderat Rückersdorf hat in der Sitzung vom 5. Juni 2025 gegen die Änderung des Flächennutzungsplanes für ein geplantes „Sondergebiet Einzelhandel“ im Landschaftsschutzgebiet Rückersdorf gestimmt. Das umstrittene Vorhaben sieht die Errichtung eines Norma-Discounters mit einer Verkaufsfläche von circa 1.200 Quadratmetern sowie weiterer Einzelhandelsgeschäfte wie Bäckerei und Metzgerei auf einer Fläche von insgesamt 15.000 Quadratmetern vor.
Besonders kritisch sehen die GRÜNEN die Tatsache, dass die vollständige Dimension des Projekts erst während der öffentlichen Gemeinderatssitzung offengelegt wurde. In der ursprünglichen Beschlussvorlage war lediglich von zwei Grundstücken mit einer Gesamtfläche von 7.500 Quadratmetern die Rede. Erst bei Eröffnung des entsprechenden Tagesordnungspunktes präsentierte Bürgermeister Ballas dem Gemeinderat ohne Vorankündigung einen geänderten Lageplan, der eine Verdoppelung der geplanten Fläche auf fünf Grundstücke mit insgesamt circa 15.000 Quadratmetern vorsieht.
Nicole Anclam, Fraktionsvorsitzende der GRÜNEN im Gemeinderat, erklärt: „Nicht nur wir bezweifelnden tatsächlichen Nutzen des Projekts, da der geplante Standort weit von der Dorfmitte entfernt und sehr schlecht fußläufig erreichbar ist. Gerade für die älteren Bürgerinnen und Bürger in Rückersdorf, die nicht mobil sind, wäre der Weg außerhalb des Dorfes unzumutbar.
Anclam weist zudem darauf hin, dass sich in unmittelbarer Umgebung bereits sechs weitere Vollsortimenter und Discounter befinden, die mit dem Auto in nur wenigen Minuten erreichbar sind. Eine Filiale der gleichen Discounter-Kette liegt sogar nur zwei Kilometer entfernt. Reiner Kurzmann, Ortsvorsitzender von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, betont: „Immer mehr Dörfer verlieren ihre Geschäfte und Bankfilialen im Ortskern, Supermärkte werden auf die grüne Wiese ausgelagert. Das ist keine Grundversorgung für Rückersdorf, sondern der dreiste Versuch der Beteiligten, ihren Gewinn zu maximieren. Das Projekt geht zu Lasten von Natur, Flora und Fauna, aber vor allem der Rückersdorfer Bürgerinnen und Bürger, denen vor der Nase ein unberührtes Stück Talauenlandschaft unwiederbringlich versiegelt und verschandelt werden soll.“
Als Alternative schlagen die GRÜNEN einen fußläufig gut erreichbaren Dorfladen mit einem Dorfcafé vor, der die tatsächlichen Bedürfnisse der Bevölkerung erfüllen würde, ohne dabei das Landschaftsschutzgebiet so massiv zu beeinträchtigen. „Das Landschaftsschutzgebiet Rückersdorf ist ein verbindlich festgesetztes Gebiet für einen besonderen Schutz von Natur und Landschaft“, erläutert Anclam. „Es stellt sich die grundsätzliche
Frage: Was ist an den Schutzzwecken des vor 20 Jahren eingeführten Landschaftsschutzgebietes weggefallen, dass man hier nun bis zu 15.000 Quadratmeter bebauen und versiegeln möchte? Diese Frage wird unter anderem die Untere Naturschutzbehörde des Landratsamtes Nürnberger Land beantworten müssen, die bereits vor 20 Jahren bei Einführung des Landschaftsschutzgebietes Rückersdorf höchste Bedenken hatte, an der gleichen Stelle eine landwirtschaftliche Gerätehalle zu genehmigen, weil sie dadurch eine schleichende Umwandlung zu einem Gewerbegebiet befürchtete.“
Kritisch sehen die GRÜNEN zudem die Beteiligung der Familie einer Gemeinderätin als Grundstücksbesitzerin, was Fragen hinsichtlich möglicher Interessenkonflikte aufwirft.Die GRÜNEN in Rückersdorf werden sich weiterhin für den Erhalt des Landschaftsschutzgebietes Rückersdorf und gegen unnötige Flächenversiegelung einsetzen.